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Liberalisierung für den Fernbusverkehr - Teil 2

Fernbus oder Bahn: Wer hat die bessere Umweltbilanz?

Allgemeinhin gilt das Reisen mit dem Zug als das umweltfreundlichste Verkehrsmittel. Eine neue Studie des Bundesumweltamtes aber räumt mit dieser Gewissheit auf, wie die Tagesschau berichtete. Demzufolge schlägt der Fernbus nicht nur, wie zu erwarten, das Auto, sondern ist auch umweltschonender als die Eisenbahn. Denn pro Fahrgast und Kilometer wird beim Fernbus am wenigsten Energie verbraucht, sofern eine bestimmte Auslastung erreicht ist. Dazu gleich mehr.

Pro Fahrgast und Kilometer verbraucht der Fernbus rund 160 Wattstunden; beim Fernzug sind es 270 Wattstunden. Rechnet man den Energieverbrauch in Treibstoff-Liter pro 100 Kilometer pro tatsächlich beförderter Person um, wird das Ergebnis noch klarer. Mit 1,5 Litern liegt der Bus deutlich vor Fernzug mit 2,5 Litern und Auto mit 5 Litern plus. Die ganze Kette der Kraftstoffproduktion sowie Erzeugung des Bahnstroms ist in dieser Rechnung enthalten. Berechnet hat dies das Heidelberger Institut für Energie- und Umweltforschung im Auftrag des Umweltbundesamtes. Zu einiger Vorsicht muss man hierbei aber raten, da sich die erhobenen Daten auf Reisebusse, also gut ausgebuchte Gruppenfahrten beziehen. Ob diese Einschätzung realistisch für Fernbusse ist, wird sich noch zeigen müssen.

Denn bei der positiven Bilanz geht man von einer mindestens 60–70-prozentigen Auslastung der Busse aus, sonst steigt natürlich der Verbrauch pro Person an und bei schlechter Ausbuchung ist eine ebenso schlechte Klimabilanz das Ergebnis. Vergleicht man hingegen den CO2-Ausstoß der Verkehrsmittel Bus und Bahn, dann ist die Schiene im Vorteil, weil hier der Einsatz elektrischer Antriebe weit fortgeschritten ist. Das zeigen auch die Fortschritte bei der Einsparung von Energie, bei der die Bahn die Nase vorn hat. Sie hat im Personen- wie Güterverkehr in den letzten elf Jahren rund 30 Prozent Einsparungen erreicht, bei der Konkurrenz bewegten sich Einsparungen lediglich im Ein-Prozent-Bereich.

Da die Bahn in aller Regel viel schneller als der Fernbus ist, der ja eine Geschwindigkeit von 100 km/h nicht überschreiten darf, kann man auch das während der längeren Reisezeit auftretende zusätzliche Lärmaufkommen etc. in die Waagschale werfen, die dann tendenziell eher für die Bahn ausschlägt. Und die Bahn verkehrt nach Fahrplänen, was zu Leerfahrten und Fahrten mit geringer Auslastung führt, die sich negativ in die Energiebilanz niederschlagen. Das wird bei Fernbussen, die Studie bezieht sich ja auf den Reisebusverkehr, aber nicht unbedingt anders sein.

Eine abschließende Bewertung wird sich erst vornehmen lassen, wenn der Fernbusverkehr ab 2013 in Deutschland seinen Betrieb aufnimmt. Erst dann wird sich etwas über die Auslastung der Fernbusse sagen lassen, die ja die wichtigste Kennzahl für den Energieverbrauch darstellt. Und bei dem zu erwartenden Konkurrenzkampf wird es wahrscheinlich gerade in der Anfangsphase oft zu wenig ausgelasteten Fahrten kommen, bis sich das System einpegelt.

Immerhin, und das ist schon einmal eine gute Nachricht, ist der Fernbus keineswegs so umweltschädlich, wie sein Ruf besagt. Das Land wird also nicht von einer für Tier, Natur und Mensch gefährlichen Fernbus-Welle heimgesucht werden, sondern zusätzlich zu Car-Sharing und Zug ein weiteres Verkehrsmittel zur Verfügung haben, das eine viel grünere und klügere Mobilität garantiert als der private Pkw.

 

Im ersten Teil wurden die wirtschaftlichen Aspekte der Marktliberalisierung diskutiert. Finden Sie alle Informationen dazu ebenfalls hier bei Mobilaro.

 

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Ein Kommentar »

  1. 1. August 2014 11:21 Stefan Degen

    Das private Auto wird ja heutzutage generell verteufelt…
    Wenn der PKW aber mit zwei Personen besetzt ist, sieht die Energiebilanz wie folgt aus:
    Bus: 3 Liter, Fernzug 5 Liter und Auto 5 Liter plus
    Hinzu kommt noch, dass das Auto direkt vom Start zum Ziel fährt. Beim Zug oder Bus kommt noch die Strecke zum oder vom (Bus-)Bahnhof dazu.

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