Die Carsharing-Industrie boomt. Was einst in Berlin klein anfing, löst nun Begeisterung in ganz Deutschland aus. Mit der wachsenden Vielfalt an Carsharing-Nutzern kommen immer mehr neue Anbieter und Geschäftsmodelle hinzu. mobilaro hat sich die Entwicklungen der Carsharing-Industrie angeschaut und gibt eine Übersicht.
Carsharing zu Beginn
Carsharing feiert dieses Jahr das 25-jährige Jubiläum. Ein festes Startdatum gibt es zwar nicht, aber mit der Gründung von „Stadtauto“ in Berlin 1988 hat das gemeinsame Autonutzen in Deutschland begonnen.
Das Berliner Carsharing-Projekt hat den Meilenstein für viele weitere Carsharing-Anbieter in Deutschland gesetzt. Kurz nach der Gründung von „Stadtauto“ wurden viele Vereine gegründet. Das Konzept ist simpel: Wenige Haushalte oder einzelne Mitglieder teilen sich Fahrzeuge, um so die Umwelt zu schonen und Kosten zu sparen.
Erst nach dem Millenniumwechsel betreten die größeren Unternehmen wie cambio CarSharing den Carsharing-Markt. Anders als bei den Vereinen gibt es hier eine größere Flotte an Fahrzeugen. Man reserviert das Auto vorher über das Internet, Telefon oder seit neuestem über die mobile App. Danach holt man das freie Auto von einer Station ab und öffnet es mit der elektronischen Membercard. Später wird das Auto an derselben Station wieder abgestellt.
Diese Art des Carsharings könnte man als das „klassische“ Carsharing bezeichnen.
Carsharing jetzt
Seit der Einführung des klassischen Modells, sind viele neue Geschäftsmodelle und Innovationen dazu gekommen. Welche sind es genau? Hier ist eine Auflistung:
Peer-to-Peer (Privates Carsharing)
Der wohl größte Trend im Augenblick ist das (Ver-)mieten unter privaten Personen über Internetplattformen wie tamyca.de, autonetzer.de oder nachbarschaftsauto.de. Man mietet praktisch das Auto des Nachbarn für einige Zeit oder kann sein eigenes vermieten. Bei diesen Internetplattformen werden meist keine monatlichen Gebühren fällig und der Mietpreis wird vom Verleiher selbst festgelegt.
Free-Floating, One-Way, On-Demand
Die drei Begriffe Free Floating, One-Way und On-Demand sieht man nun des Öfteren bei diversen Carsharing-Anbietern. Man könnte sie alle als Upgrade des klassischen Carsharings sehen. Die Begriffe werden manchmal unterschiedlich verwendet, so dass es schwierig ist, die Unterschiede zu verstehen.
Beim Free-Floating Carsharing (auf deutsch: freischwebend) gibt es keine festen Stationen. Die Autos sind in der ganzen Stadt verteilt und können jederzeit gebucht und gefahren werden. Man sucht über die mobile App oder Website nach freien Autos in der Umgebung und kann spontan das nächste Auto nutzen. Ein weiteres Merkmal von Free-Floating Carsharing ist die Möglichkeit, One-Way Fahrten (auf deutsch: Einwegfahrten) zurückzulegen. Beim One-Way Carsharing muss man das Auto nach einer Fahrt nicht wieder zum Ursprungsort fahren, sondern kann das Auto überall im Geschäftsgebiet abstellen.
Free-Floating Carsharing wird oft auch als „On-Demand“ bezeichnet, da man das Auto kurzfristig in der Umgebung, in der man sich befindet, buchen kann. On-Demand ersetzt den Begriff Free-Floating jedoch nicht, sondern ist nur ein Teil davon.
Free-Floating Carsharing Anbieter in Deutschland sind zum Beispiel car2go und DriveNow.
ZebraMobil ist ein On-Demand Carsharing-Anbieter. Bei ZebraMobil sind die Autos nicht frei in der Stadt verteilt, sondern sind in bestimmten Parkzonen zu finden. One-Way Fahrten sind hier nicht möglich, da das Auto wieder in der Start-Parkzone abgestellt werden muss.
Corporate Carsharing
Corporate Carsharing ist ein recht neuer Bereich im Carsharing und wird bei Firmen immer beliebter. Die Gründe dafür sind hauptsächlich die Kostenersparnisse.
BMW-Tochter Alphabet startete im letzten Jahr das Projekt „Alphacity“ und bietet nun Unternehmen wie Infineon, Microsoft und Serviceplan Fahrzeuge auf Leasingbasis an. Somit können die Mitarbeiter die Flottenfahrzeuge gemeinsam während der Arbeit und sogar nach Feierabend nutzen.
Sollten Unternehmen bereits Fahrzeuge für ihre Mitarbeiter besitzen, so lohnt sich die Software fleetster. Mit fleetster erhält jeder Mitarbeiter Zugang zum Fahrzeugpool und kann somit das Auto einfach über das webbasierte Buchungssystem mieten. fleetster bietet ein kostenfreies und ein kostenpflichtiges Abonnement an.
Carsharing und technische Entwicklungen
In der Carsharing-Welt nimmt das Smartphone an Bedeutung zu. Die Carsharing-Nutzung wird mithilfe von Apps flexibler und einfacher. Viele Anbieter bieten ihre Kunden kostenlose Apps an, um nach freien Autos zu suchen, die zu reservieren und zu buchen.
Das ist aber nicht genug für den modernen mobilen Carsharing-Nutzer. Der Trend liegt bei Apps, die verschiedene Verkehrsträger (z.B. PKW, ÖPNV) und Carsharing-Anbieter verknüpfen. Somit müssen die Carsharing-Nutzer nicht für jeden Carsharing-Anbieter oder Verkehrsoption eine einzelne App installieren. Ein gutes Beispiel für eine verkehrskombinierte App ist moovel von Daimler. Diese verknüpft Carsharing-Angebote von car2go mit anderen Verkehrsträgern.
Nicht nur mobile Apps erleichtern das Buchen oder Finden von freien Autos, sondern das Smartphone selbst wird zum digitalen Autoschlüssel.
Die Peer-to-Peer-Plattform carzapp ermöglicht die schlüssellose Übergabe eines Autos, ohne dass sich Mieter und Vermieter treffen müssen. Die Fahrzeuge werden mit einem sogenannten „ZappKit“ ausgerüstet und können dann mit dem Smartphone geöffnet und geschlossen werden. Hier erfahren Sie, wie es genau funktioniert.
Derzeit testet der Automobilzulieferer Continental eine App, die revolutionär für die Carsharing-Industrie sein wird. Neben den gängigen Funktionen (nach freien Autos suchen, Autos reservieren und buchen), navigiert die App sogar zum reservierten Auto und dient als digitaler Schlüssel. Man kann gespannt sein, ob andere Carsharing-Anbieter den „Smartphone-Schlüssel“ demnächst auch anbieten werden.
Allgemein kann man davon ausgehen, dass mobile, flexible und spontane Lösungen die größten Trends setzen werden: vom digitalen Schlüssel bis hin zur App, die (fast) alles kann sowie Carsharing-Angebote jederzeit und überall.