Peter Gerstle ist der Marketing Direktor bei CiteeCar und erklärt im Interview, weshalb der selbsternannte „Low-Cost- Car-Sharing Anbieter“ nicht um Stellplätze kämpfen muss und welche Ziele CiteeCar sich für den deutschen Markt gesetzt hat.
Worin unterscheidet sich CiteeCar von anderen Carsharing-Anbietern?
Wir unterscheiden uns in zwei entscheidenden Punkten: wir sind Preisbrecher und unser Hostkonzept ist weltweit einzigartig.
Auf der einen Seite ist CiteeCar der erste Low-Cost Car-Sharing Anbieter auf dem Markt. Bei uns können Nutzer für nur 1 Euro pro Stunde Autos leihen. Der Preis gilt zu jeder Tages- und Nachtzeit einheitlich, womit wir komplizierte Tarifstrukturen vermeiden. So ist es jedem schnell, einfach und günstig wie nie möglich, ein Teilzeitauto zu nutzen, so wie einst Billigflieger jeden in die Luft gebracht haben.
Auf der anderen Seite arbeiten wir mit Hosts. Das sind Mitglieder bei CiteeCar, die einen Parkplatz bereitstellen können. Im Ausgleich dafür erhalten sie von uns großzügige Freifahrtkontingente und Vorteile bei der Selbstbeteiligung und haben so unter dem Strich quasi ein Gratisauto direkt vor ihrer Türe. Das große Plus für alle ist dabei, dass unsere Autos damit nicht an anonymen Stationen irgendwo in der Stadt stehen, wo es gerade erlaubt war, sondern genau dort, wo sie gebraucht werden. Darum gibt es bei uns auch in dem Sinne keine Geschäftsgebietsgrenzen.
Wer kann ‚Host‘ bei Ihnen werden? Wie ist der Ablauf, um ‚Host‘ bei CiteeCar zu werden?
Der Ablauf ist ganz einfach: auf citeecar.com als Host bewerben und fertig. Danach schauen wir uns die Bewerbung und den Bewerber genau an; wichtig ist dabei vor allem der Parkplatz. Jeder der einen zur Verfügung stellen kann, kann auch Host werden bei uns. Es kommen noch ein paar weitere Kriterien dazu, Hosts müssen beispielsweise seit mindestens drei Jahren einen gültigen Führerschein besitzen.
Wie ist die ‚Host‘-Idee entstanden?
CiteeCar hat aus der Not eine Tugend gemacht: Die Bereitstellung von Parkplätzen ist zum einen ein großer Kostenpunkt, zum anderen ist man oftmals abhängig von städtischen Vorgaben. Durch das Hostkonzept können wir als einzige Carsharing nachhaltig günstig machen und sind mit unseren Autos immer dort, wo man eben ab und zu doch ein Auto braucht: zu Hause!
Wieviele Hosts haben Sie zurzeit in Berlin?
Wir haben 100 Hosts in Berlin, die bereits ein kostenloses Auto zur Verfügung haben. Dazu haben wir noch eine lange Liste an Bewerbern und darum auch schon weitere Wagen bestellt. Jeder Hostanwärter kann natürlich schon gleich Mitglied werden und supergünstig fahren.
Was sind Ihre Pläne für 2013?
In diesem Jahr werden wir schnell expandieren. Wir wollen es jedem ermöglichen, Carsharing zu machen. Da spielt der Preis eine Rolle, aber natürlich können wir dann nicht nur in Berlin sein. Bis Jahresende wird es CiteeCar in sechs bis sieben deutschen Städten geben.
Welche Ziele hat sich CiteeCar für den deutschen Markt gesetzt?
Wenn wir es schaffen, der Katalysator zu sein, der viele neue Menschen zu Carsharern macht, dann haben wir einiges erreicht und richtig gemacht.
Ist eine bundesweite Erweiterung geplant?
Ja, wir werden bundesweit in vielen Städten verfügbar sein und darüber hinaus auch international!
Wie schätzen Sie den Beitrag zum Umweltschutz und zur Nachhaltigkeit von CiteeCar ein?
Carsharing, wie wir es anbieten, hat offensichtliche positive Auswirkungen auf die Umwelt. Wir haben hier noch keine eigenen Zahlen, aber als allgemeine Regel gilt, dass ein Carsharing-Auto 4-8 Fahrzeuge ersetzt und von bis zu 40 Personen genutzt wird. Ich denke, da wird sehr deutlich, welchen Einfluss Carsharing hat und wir tragen dazu gerne bei.
Mit zunehmenden Carsharing Anbietern, wird der Kampf um reservierte Parkplätze in Innenstädten härter. Wie sehen Sie die Position von CiteeCar in dieser Situation?
Wir haben unser Geschäftsmodell so aufgebaut, dass wir von diesen Problemen nicht betroffen sind. Gleichzeitig heißt mehr Carsharing-Nutzer auch mehr verfügbare Parkflächen, weil weniger Fahrzeuge im Umlauf sind. Also am Ende ist es eine Frage der Balance, wenn Carsharing schneller wächst, als die positiven Effekte, dann wird es sicher eng. Vor allem auch, wenn Modelle, die auf riesige Flotten setzen, weiter so stark in den Markt drängen. Unterm Strich geht es aber darum, Carsharing insgesamt nach vorne zu bringen und dabei haben wir viel mehr den Markt im Auge, der bislang noch selber ein Auto besitzt oder noch keine Erfahrung mit Carsharing hat.
Mit der neuen Regelung des Verkehrsausschusses dürfen Gemeinden in Innenstädten nun Parkplätze für geteilte Autos ausweisen. Dadurch wird zwar die Parkplatzkapazität in den Innenstädten erhöht, doch spricht dies gegen die Idee der Nachhaltigkeit.
Wie stehen Sie dazu?
An sich haben Sie Recht. Primär heißt das, dass perspektivisch mehr Carsharing-Fahrzeuge in den Innenstädten Platz finden. Somit ist das die Erlaubnis, die Städte noch voller zu machen als Sie es sind. Diesen Aspekt finden wir besorgniserregend. Gleichzeitig ist es aber auch die Chance, Carsharing noch sichtbarer zu machen und somit mehr Menschen davon zu überzeugen, den eigenen Wagen abzuschaffen. Das wäre ein sehr positiver Effekt. Es hängt also stark davon ab, wie diese Regelung im Alltag umgesetzt werden wird und erst dann lässt sich sagen, ob diese Entscheidung Segen oder Fluch ist.
Herr Gerstle, wir danken für das Gespräch!