Carsharing in Wien gehört seit einigen Jahren wie selbstverständlich zum Stadtbild. Vor allem Car2Go ist in der österreichischen Hauptstadt präsent und hat sich in kurzer Zeit zum Marktführer gemausert.
Ist also alles im grünen Bereich? Laut Wirtschaftsblatt mischen sich auch kritische Töne in den Chor der Carsharing -Befürworter. Stellvertretend kommt hier Manuel Oberlader, wissenschaftlicher Mitarbeiter der privaten Forschungseinrichtung Factum, zu Wort.
Hier wird nachvollziehbar die Befürchtung geäußert, dass die kleinen Zweisitzer bei Car2Go weniger als Konkurrenz zum privaten PKW als zum öffentlichen Nahverkehr oder dem Fahrrad zu sehen sind. Damit schlägt der Wissenschaftler in dieselbe Kerbe wie zuvor bereits die Deutsche Umwelthilfe (Mobilaro hatte hierüber am 19. Juni berichtet).
Oberlader bemängelt, dass durch das Free-Floating-Carsharing keine Autokilometer eingespart werden und die neue Form der Mobilität keineswegs mit mehr Nachhaltigkeit einhergeht. Ein weiteres Problem bestünde darin, dass Car2Go nur in den innerstädtischen Bezirken Wiens zu finden sei und sich damit nicht an Pendler richte. Unter diesem Blickwinkel ist auch nicht verwunderlich, dass bislang keinerlei Kooperation mit den öffentlichen Verkehrsbetrieben eingegangen wurde.
Die Reaktion von Car2Go folgte postwendend. Sprecher Andreas Leo sprach in diesem Zusammenhang eher von einer Ergänzung zum öffentlichen Nahverkehr und geht auf die Strecken ein, die mit den Öffentlichen nur schwer zurückzulegen sind. Zudem scheint eine Kooperation mit den Wiener Linien unmittelbar bevorzustehen.
Kommt es also zu einem Kompromiss? Zu wünschen wäre es. Dass das Geschäftsgebiet in Wien bald ausgeweitet wird, scheint ebenfalls schon festzustehen. Angesichts von jetzt schon 47.000 KundInnen und bis zu 400 Neuanmeldungen in der Woche erscheint dies nur als eine Frage der Zeit.