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Statistiken fehlen: E-Bike-Unfallhäufung nur PR-Blase?

Leichte Zweifel: Ist das Pedelec wirklich unsicherer und macht eine Haftpflichtversicherung notwendig?

Gerade unter Senioren werden Pedelecs immer beliebter. Das Elektrokraft unterstützte Radeln lässt sie sich mühleloser durch die Stadt und Natur bewegen. Doch lauert hinter der vermeintlichen Idylle eine Gefahr, wie Studien zur Unfallstatistik von Senioren und E-Bikes suggerieren?

ElektrofahrradDass dieses Bild aber keinesfalls stimmt, hat das Magazin des Bayerischen Rundfunks „Quer“ nun herausgefunden. Vielmehr kämen die Warnungen vor dem Unfallrisiko von Pedelec-Fahrern gehäuft von Seiten der Versicherer, weil diese ein Interesse hätten, gesonderte Haftpflichtpolicen für E-Bikes – analog zu den Mofas – zu veräußern. Das Bayerische Innenministerium jedenfalls sehe keinen Handlungsbedarf aufgrund eines erhöhten Unfallsrisikos, die Unfallstatistik im Freistaat zeige keine größere Gefährlichkeit der elektrischen Radexemplare an. Hier kann der Beitrag angesehen werden.

Größere Geschwindigkeit und ungeübtere Fahrer legen natürlich ganz intuitiv den Schluss nahe, dass das Risiko eines Unfalls höher liegt. Aber diese Grundannahmen sind eben bisher unbewiesen – zumal die am verbreitesten E-Bikes mit 25 km/h auch nicht schneller sind als konventionelle Fahrräder. Es ist noch nicht einmal klar, wo – also ob auf Radwanderwegen, Landstraßen oder in den Innenstädten – sich die mehr als eine Halbemillion Pedelcs bewegen werden. Denn die meisten Unfälle passieren im Stadtgeschehen und wenn dort kaum Pedelecs im Einsatz sind, ist bei ihnen das Risiko sogar geringer.

Da kann man also noch gar keine Gefährlichkeit ableiten. Und dennoch empfahl etwa der 50. Deutschen Verkehrsgerichtstag, der sich im Januar 2012 ganz den Pedelecs widmete, eine private Haftpflichtversicherung abzuschließen. Statistisch untermauert wurde die ganz allgemein postulierte, wohl nur angenommene Gefährlichkeit nicht. Mehr dazu hier.  Es sollen hier keine voreiligen Schlüsse gezogen werden, aber die Förderer des Verkehrsgerichtstages stammen auch aus der Versicherungswirtschaft. Die im „Quer“-Beitrag geschilderte Tendenz, dass gerade aus Versicherungskreisen die E-Bike-Warnungen kommen, scheint sich zu bewahrheiten.

eBike

Noch einmal zur Bayerischen Statistik, eine bundesweite Erhebung zum Radverkehr und Unfällen mit Fahrrädern, die nach Rad-Arten differenziert, gibt es noch nicht: Von insgesamt 6.186 Unfällen mit Fahrradbeteiligung waren in 76 Fällen elektrisch unterstützte Fahrräder verwickelt, so gibt die Augsburger Allgemeine den Innenminister-Bericht wieder. Nur in 4 dieser 76 Unfälle waren die schnellen Pedelecs, also S-Pedelecs mit einer Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h, verwickelt.  Auch die Stadt Mühlheim zum Beispiel sieht noch keinen Handlungsbedarf und will erst einmal beobachten, ob Pedelecs eine überdurchschnittliche Rolle bei Verkehrsunfällen spielen. mehr Infos hier.

Natürlich gibt es Risiken und die sollen auch nicht geleugnet werden. Gerade etwa, wenn die elektronischen Modelle, die im Handel verfügbar sind, nicht alle den Ansprüchen genügen. So hat die Stiftung Warentest im vergangenen Jahr zwölf Pedelecs auf Herz und Nieren geprüft und bei einigen Modellen bei Rahmen und Bremsen Schwachstellen festgestellt – bei einem E-Bike brach der Rahmen nach 10.000 Kilometern. Das sind aber Konstruktionsfehler und es sagt nichts aus über die Sicherheit von Pedelec-Fahren an sich.

Dass die Hersteller und Modelle genauso streng geprüft werden wie andere Fahrzeuge auch, versteht sich schließlich von selbst. Und das Äußern vager Risikobedenken ist schlimmstenfalls äußerst kontraproduktiv. Immerhin lassen sich dadurch Pedelec-Fahrer wie andere Verkehrsteilnehmer verunsichern – und das führt dann gewiss zum erhöhtem Risiko.

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Ein Kommentar »

  1. 11. Oktober 2012 10:52 Jens

    Ein wirklicher guter Beitrag. Als ich die Studie gelesen hatte, fasste ich mich an den Kopf und ärgerte mich darüber. Es gibt im allgemeinen Verkehr, für eine ausschlussreiche Studie, zu wenige Pedelecs/eBikes. Hier gibt es eine gute Infografik über S-Pedelec, eBike und Pedelec – http://www.bikenest.de/pedelec-ebike-pedelec-elektrofahrrad-informationen.html.

    Wie auch im Beitrag erläutert machen Konstruktionsfehler Pedelecs/eBikes nicht gefährlicher als ein normales Fahrrad.

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