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Welche Folgen hätte die Helmpflicht auf das Bikesharing?

Bikesharing und Helmpflicht

An der Helmpflicht scheiden sich die Geister. Und das betrifft nicht nur die Frage, ob der Kopfschutz den Fahrer nun entstellt und lächerlich wirken lässt oder nicht.

Bisher ging man allerdings davon aus, dass Helme das Fahrradfahren an sich sicherer machen und stritt nur über die Folgen für den allgemeinen Verkehr auf den Straßen. Fahrer mit Helm könnten, so wird zum Beispiel argumentiert, ein riskanteres Fahrverhalten an den Tag legen. Es wird ferner davor gewarnt, dass eine Verpflichtung zum Helm den Anteil der Fahrradfahrer am Verkehr reduzieren würde. Nun ist laut zwei britischen Medizinern die schützende Wirkung von Fahrradhelmen gar nicht so eindeutig wie bisher angenommen. Sie haben einen entsprechenden Artikel im Journal of Medical Ethics veröffentlicht, für den sie Studien aus Ländern heranführen, in denen bereits Helmzwang besteht. Eine Verbindung zwischen Helm und Verletzungsvermeidung ließe sich daraus nicht ableiten und die allgemeine Helmpflicht damit also nicht begründen.

Das wäre eine gute Nachricht für das Bikesharing. Denn für dieses hätte das verpflichtende Tragen von Helmen während der Fahrradfahrt einige Konsequenzen, die sich erwartbar auch gravierend auf die Nutzungsintensität auswirken könnten. Dabei muss man von drei möglichen Szenarien ausgehen, wie die Bikesharing-Unternehmen auf eine gesetzliche Helmpflicht reagieren könnten.

Erstens: Der Rad-Verleiher stellt seinen Kunden keine Helme zur Verfügung. Damit spricht er lediglich regelmäßige Nutzer an, für die sich die Anschaffung eines eigenen Helmes lohnt. Hier wäre in erster Linie an Pendler zu denken, die an ihrem Arbeitsort auf das Bikesharing, wahrscheinlich sogar mit Pauschalvertrag, zurückgreifen.

Zweitens: Die Kunden können an einer zentralen Stelle beim Bikesharer Helme leihen. Gerade für Tagestouristen wäre das eine günstige Möglichkeit, wenn die Entleihstelle zentral liegt. Allerdings entsteht dem Sharing-Unternehmen über die reinen Anschaffungskosten für die Helme hinaus ein Mehraufwand, der sich in weiteren Kosten niederschlägt. Denn ein Raum muss angemietet werden, ein Ordnungs- und Lagersystem für die Helme eingerichtet werden und natürlich bedarf es Personal. Da der Betrieb dieser Verleihstelle rund um die Uhr vermutlich zu kostenintensiv wäre, müsste der Service zeitlich eingeschränkt werden. Das würde den großen Pluspunkt Flexibilität, den das Bikesharing besitzt, negativ beeinträchtigen und vermutlich Kunden abschrecken.

Drittens: Um die volle Flexibilität für die Kunden zu gewähren, richtet der Verleiher an allen Fahrradentleihstellen Schränke für Helme ein. Hier können sich die Kunden bedienen. Oder aber an jedem Leihfahrrad wird ein Behälter für den Fahrradhelm angebracht. Diese Lösung ist die aufwendigste, denn die Schränke oder Behälter müssten individuell bestückt werden, damit der Kunde auch ein in der Größe passendes Helmmodell vorfindet. Es steht zu vermuten, dass sich dieses Modell ohne Aufpreis auf die Leihkosten nicht rechnen wird.

Wie sich das Bike-Sharing-Unternehmen im Falle einer allgemeinen Helmpflicht auch entscheidet, Mehraufwand und Mehrkosten werden die Konsequenzen sein, will das Unternehmen keine Nutzergruppen abschrecken. Ob sich die Zusatzinvestitionen aber auch auszahlen, wird sich erst im konkreten Einzelfall entscheiden lassen. Aber so, wie sich die Diskussionslage um die Helmpflicht in Deutschland gerade gestaltet, ist die Umsetzung nicht akut.

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3 Comments »

  1. 6. Juli 2012 11:32 Charlie

    ich finde, helme sehen immer doof aus auf´m fahrrad… aber wenns der sicherheit nützt…. 🙂

  2. 4. August 2012 08:23 Abdullah

    Verrate mir bitte, warum eine Helmpflicht den Zweck haben soll, das Fahrrad zu verhindern.Ich kenne ducruahs integere Persf6nlichkeiten und passionierte Radfahrer, die ffcr eine Helmpflicht sind.Selbst wenn man unterstellt, dass der Automobilindustrie die Zunahme des Radverkehrs ein Dorn im Auge ist, we4re es doch etwas weit hergeholt, wenn man ihr unterstellt, sie wfcrde deshalb eine Helmpflicht propagieren.dcbrigens ist der Artikel in Telepolis bzw. die zitierte Untersuchung mal wieder vf6llig daneben.Es werden wieder alle tauglichen und untauglichen Studien wild durcheinander zitiert, ohne dass diese wirklich auf Relevanz fcberprfcft werden.Nur ein Beispiel: dass Autofahrer Helmtre4ger mit einem geringen Abstand fcberholen sollen stammt aus einem witzigen, aber nicht ernst zu nehmenden Selbstversuch (soweit ich mich entsinne aus UK). Jede Grundregeln einer statistisch validierten Untersuchung wurde dabei missachtet.Ich denke, dass wir uns gemeinsam gegen eine Helmpflicht wehren sollten, weil das unbestreitbar vorhandene Risiko beim Radfahren relativ gering im Vergleich zu anderen allte4glichen Risiken ist und die (wahrscheinliche, aber nicht bewiesene) Gefahr besteht, dass dadurch weniger Rad gefahren wird.Ich trage dennoch (als Rennradfahrer und schneller Alltagsradler) Helm und e4rgere mich fcber Argumente wie sieht sooft aus und eine Darstellung, als wfcrden Helmtre4ger eine unwissende, aber tolerierbare Randgruppe sein.Wir verhindern die Helmpflicht nur gemeinsam, nicht durch Ausgrenzung!

  3. 16. Januar 2014 00:13 Alfons Krükmann

    Mir wäre es definitiv zu eklig, wenn ich einen Helm aufsetzen müsste, der vorher von anderen vollgeschwitzt wurde.
    Auch irgendwelche chemischen Desinfektionsmittel würden das für mich nicht attraktiver machen.
    Ich kann mir auch nicht vorstellen, dass ich da der Einzige bin, der das abstossend findet.

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