Kritik: Sorgt Carsharing für mehr Autoverkehr?

Die Theorie ist klar: je mehr sich das Carsharing etabliert, desto weniger Menschen nutzen den privaten PKW. Doch wird immer wieder auch Kritik an dieser Modellrechnung laut. Kann es vielleicht sein, dass Carsharing eher die Noch-Nicht-Autofahrer anspricht?

Im Tagesspiegel findet sich ein umfassender und interessanter Artikel, der diese These in den Raum stellt. Hintergrund ist beispielsweise, dass der Bezirk Pankow (zu dem unter anderem auch der Prenzlauer Berg gehört) mittlerweile 105 Stellplätze an 51 Stationen für das Carsharing reserviert hat. Private Autofahrer dürfen selbstverständlich keine Parkplätze reservieren.

Sicherlich ließe sich hieraus auch eine Benachteiligung der Autofahrer herauslesen, die zudem durch Steuer und Versicherung belastet werden. Eine andere Rechnung lässt aber vermuten, dass von den NutzerInnen des Carsharings bislang 56,6 PRozent keine Autofahrer sondern Fußgänger und Nutzer des öffentlichen Nahverkehrs waren.

Carsharing in Berlin: manche Kritiker befürchten, dass weniger die Nutzer privater PKW als die Fußgänger und Kunden des ÖPNV verdrängt werden.

Dadurch, dass allerorten ein Carsharing -Fahrzeug verfügbar ist, sinkt die Hemmschwelle und man ist versucht, auch kurze Strecken mit dem Auto zurückzulegen. Ein Parkplatz ist schließlich garantiert und so wird noch weniger zu Fuß gegangen oder mit dem Fahrrad gefahren.

Wohlgemerkt: hier handelt es sich lediglich um ein Gedankenspiel, denn derzeit ist noch nicht klar, in welche Richtung sich Carsharing und private PKW-Nutzung letzlich entwickeln. Es ist allerdings dankenswert, dass unter dem Aspekt der Nachhaltigkeit auch kritische Fragen zu den neuen Formen der Mobilität entwickelt und formuliert werden.

Foto: Christian Thiele (APPER), Wikipedia