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Liberalisierung für den Fernbusverkehr - Teil 3

MFB Meinfernbus GmbH: Der Geschäftsführer im Gespräch

Torben Greve ist einer von zwei Geschäftsführern der MFB Meinfernbus GmbH, die seit April 2012 versucht, den Fernbus als Alternative zur Bahn zu etablieren.

Welche Beweggründe führten dazu, dass MeinFernbus in den Markt für Fernreisen „eingestiegen“ ist? Wie wurde diese Idee geboren?

Geschäftsführer T. GreveTorben Greve:

Die Idee für ein deutsches Fernbusnetzes ist meinem Studienfreund Panya Putsathit und mir bereits vor langer Zeit während des gemeinsamen Auslandsstudiums in England gekommen. Warum gibt es diese günstige Reisealternative nicht auch in Deutschland? Als die aktuelle Bundesregierung 2009 die Reform des Personenbeförderungsgesetzes von 1934 in den Koalitionsvereinbarungen festschrieb, wurde es spannend. Ernst wurde es dann Anfang 2011, als der erste Gesetzesentwurf für die Fernbus-Liberalisierung vorlag. Wir gründeten im Juni 2011 die MFB MeinFernbus GmbH und seit über sechs Monaten fahren bereits neun unserer grünen Busse auf zwei Fernlinien.

Wie beschreiben Sie Ihre Unternehmensphilosophie?

Torben Greve:

Zuallererst sind wir ein Busunternehmen, aber eines der neuen Generation. Für uns, unsere Mitarbeiter und unsere Bus-Partner stehen Engagement, Professionalität, Verlässlichkeit, Qualität, Freundlichkeit und vor allem Nachhaltigkeit im Mittelpunkt. Und an diesen Attributen lassen wir uns auch gerne messen. Wir möchten auf diesem sich entwickelnden Markt positiv überraschen und laut unserer Kunden gelingt uns das bisher auch schon ganz gut.

Wie sehen Sie Ihren Beitrag zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit? Und werden Sie oft mit dem Argument konfrontiert, dass die Bahn per se umweltfreundlicher ist? Stimmt dieses Argument?

Torben Greve:

Nein, das stimmt leider gar nicht…Wir sind froh, dass wir das Image des Fernbusses nun endlich ins rechte Licht rücken können: Der Reisebus ist nämlich mit nur rund 31g Co2-Ausstoss pro Personenkilometer belegbar das umweltschonendste Fernverkehrsmittel. Die Bahn erzeugt bei ihrem heutigen Strommix einen mindestens um 1/3 höheren CO2-Ausstoss als der Fernbus. Deshalb ist unser Slogan „Fahr grün!“ auch so treffend. MeinFernbus ist die nachhaltigste und günstigste Alternative zu PKW und Bahn. Darüber hinaus kann jeder unserer Fahrgäste durch Zahlung einer CO2-Kompensation an den Partner myclimate immer vollständig klimaneutral reisen.

Nach Einschätzung von Experten hängt die Umweltfreundlichkeit des Busses sehr stark von der Auslastung ab. Glauben Sie nicht, dass nach der Liberalisierung des Marktes viele Anbieter auf die lukrativen Strecken drängen und die Auslastungsquote deshalb stark sinkt? Damit wäre jeglicher positiver Effekt in Bezug auf Emissionsersparnis und Nachhaltigkeit dahin.Bus auf der Fähre

Torben Greve:

Umweltfreundlichkeit steigt mit Auslastung. Ich gehe davon aus, dass sich auf dem deutschen Fernbusmarkt – wie auf anderen Verkehrsmärkten auch – nach einer Konsolidierungsphase mittelfristig eine Handvoll leistungsfähiger Anbieter etablieren werden. Diese werden dann auch gute Auslastungen haben und damit stimmen dann auch die ökonomischen und die ökologischen Bilanzen des Fernbusses.

Wer sind neben der Deutschen Bahn aktuell Ihre größten Wettbewerber und worin unterscheiden Sie sich von anderen Anbietern?

Torben Greve:

Wir stehen hauptsächlich mit dem PKW im Wettbewerb. Weitere Fernbusanbieter werden den Markt in 2013 ebenfalls betreten, aber es gibt auch ein großes Potenzial zu erschließen. Egal ob Konzern, ausländischer Verkehrsanbieter oder nationaler Busunternehmer als Wettbewerber: Wir sind von unserem Geschäftsmodell überzeugt. Unter dem Markendach von MeinFernbus fahren regionale und qualitativ überzeugende Mittelständler für uns. Ein toller Kundenservice, Nachhaltigkeit und Markt-Innovationen wie Fahrradmitnahme und kostenloses WLAN auf allen Bussen sind unsere USPs und setzen bereits jetzt Marktstandards.

Wie viele Busse hat Ihre Flotte und wonach wählen Sie die Modelle aus?

Torben Greve:

Aktuell hat unsere Flotte neun Busse. Wir werden aber Ende November mehrere neue Strecken in Betrieb nehmen und unsere Flotte dann auf 30 Busse aufstocken. Streng genommen sind dies die Busse unserer Partner, weshalb auch diese letztendlich für Neuanschaffungen verantwortlich sind. MeinFernbus setzt bei der Busflotte jedoch interne Standards in Form von „Lastenheften“. Maßgeblich für unsere Kaufempfehlung sind Umweltstandards und Ausstattungsmerkmale, die den Komfort erhöhen.

Meinfernbus_vollInwieweit spielen moderne Antriebstechnologien beim Einsatz von Bussen eine Rolle und was glauben Sie, wie sich der Markt diesbezüglich in den kommenden Jahren verändern wird?

Torben Greve:

Wir beobachten das Angebot mit Spannung und werden bei Marktreife alternativer Konzepte sicherlich unter den ersten Nutzern dieser Technologien sein. Ich bin kein Ingenieur, würde mir aber in dieser Sparte auch eine schnelle „Energiewende“ wünschen.

Wo kann man Ihren Service nutzen? Ist ein bundesweites Angebot geplant? Und wenn nicht, was spricht gegen den bundesweiten Rollout?

Torben Greve:

Im Moment fahren wir bis zu sechs Mal täglich zwischen München und Freiburg und zwischen München und Zürich. Ende November werden wir unser Angebot durch mehrere neue Strecken stark ausbauen. Für 2013 ist dann die deutschlandweite Expansion geplant.

Wo sehen Sie sich und Ihr Unternehmen in 5 Jahren?

Torben Greve:

MeinFernbus möchte bereits in 2013 der bekannteste und beliebteste Fernbusanbieter in Deutschland werden. In den nächsten 5 Jahren machen wir Deutschlands Autobahnen „grün“.

Glauben Sie, dass in einigen Jahren in Deutschland ähnlich wie in den USA der Bus die Bahn „abgehängt“ hat?

Torben Greve:

Nein, dies wird in Deutschland niemals passieren, da sich beide Länder aufgrund der Reisedistanzen und bestehender Eisenbahn-Infrastrukturen nicht vergleichen lassen. Ich bin überzeug, dass der Fernbus vielen Menschen mehr Mobilität schenkt und damit eine starke Alternative zur Schiene und dem PKW ist, diese aber nicht obsolet machen wird.

 

Herr Greve, vielen Dank für das Gespräch!

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Ein Kommentar »

  1. 14. Mai 2013 10:55 mucke Herbert

    Nennen Sie mir bitte die Busverbindung von Lörrach nach Kiel ,2 Personen
    Ankunft in Kiel 25.08.2013, ca.14.00
    Danke für Ihre Mühe

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