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Mobilität in Österreich - privates Carsharing

Carsharing24/7 – Interview mit den Machern

Ein Plattform für privates Autoteilen in Österreich bietet Carsharing24/7. Produktmanager Robert Reithofer erklärt im Interview, wie es funktioniert und warum privates Carsharing in Zukunft eine wichtige Rolle spielen wird.

Wie kam es zur Idee, Ihr Unternehmen zu gründen? Welche Beweggründe stecken dahinter?

Robert Reithofer: Da ich selbst ein Auto schon seit einigen Jahren mit zwei Freunden teile, habe ich meine positiven Erfahrungen zum Anlass genommen, carsharing24/7 zu entwickeln. Die Idee von carsharing24/7 ist es, eine Plattform zu schaffen, die auf echtes Teilen von privaten Fahrzeugen und deren Kosten setzt. Das eigene Fahrzeug, das im Schnitt 23 Stunden täglich steht, ist der teuerste und schlecht ausgenützte Gebrauchsgegenstand unserer Zeit. Das muss nicht so sein – Autos können geteilt, Kosten gesenkt und die Umwelt geschont werden.

 Wie beschreiben Sie Ihre Unternehmensphilosophie?

Reithofer: „Gemeinsam mehr erreichen“. Dieser Gedanke begleitet uns täglich sowohl im Betrieb der Plattform und in der Überzeugungsarbeit für privates Carsharing als auch innerhalb des Unternehmens unter Mitarbeitern, Partnern und Kunden. Ellenbogentaktik findet man bei uns nicht, aber dafür viel Engagement, unternehmerisches Denken und Verständnis für das „große Ganze“ und den Weg dorthin. Dazu gehört auch gewissermaßen, den Erfolg zu teilen. Ich bin sehr dankbar dafür, dass das Geschäft gut läuft, mittelfristig die Zukunft abgesichert ist und alle Mitarbeiter und Kunden zufrieden sind. Alles, was darüber hinaus geht, und nicht direkt dem Wachstum dient, soll anderen helfen. Wir unterstützen daher verschiedene karitative Projekte. Auf diesem Weg auch anderen zu helfen, macht uns stolz auf unsere Arbeit, Erfolge und Ergebnisse.

Wie sehen Sie Ihren Beitrag zu Umweltschutz und Nachhaltigkeit?

Reithofer: Carsharing bildet grundsätzlich eine umweltbewusste Alternative zum Eigenfahrzeug, weil es die Lücke zwischen der Mobilität im Stadtverkehr und außerstädtischen Verkehr bzw. Fahrten zu Transportzwecken schließt. Gerade in Großstädten führen die enorme Parkplatzproblematik und ein gut erschlossenes öffentliches Verkehrsnetz dazu, dass immer mehr Menschen die schnelleren und einfacheren öffentlichen Transportmöglichkeiten nutzen. Für Fahrten, die aber mit öffentlichen Verkehrsmittel unpraktisch wären (Großeinkäufe, Ausflüge, …) wird trotzdem noch gerne auf das eigene Fahrzeug zurückgegriffen.

Gerade für diese Nutzungszwecke ist Carsharing eine günstige, ökologische und auch klimafreundlichere Alternative zum Eigen-Pkw. Weniger Autos bedeuten weniger Umweltbelastung in der Produktion und Entsorgung. Dazu kommt, dass die Fahrten selbst auch bewusster getätigt werden. Nicht jede Fahrt ist wirklich notwendig. Gerade kurze Fahrten verursachen wesentlich mehr Umweltbelastung als längere Strecken. Studien zeigen, dass ein Carsharing24/7Mittelklassewagen für kurze Strecken oft bis zu 30 Liter Sprit pro 100 Kilometer braucht und gerade bei diesen Distanzen Umwelt und Klima sehr stark belastet. Weniger, dafür besser genutzte Fahrzeuge in der Stadt verringern die Parkplatzproblematik, geben mehr Raum für Grünflächen und lassen die Stadt „aufatmen“.

Im privaten Carsharing werden keine neuen Fahrzeuge angeschafft, sondern vorhandene effizient und bewusster genutzt und damit der vorhandene Bestand verringert bzw. neu angeschaffte Pkws weniger. „Jedes Carsharing-Fahrzeug ersetzt zwischen vier und zehn Privatwagen“ rechnen Studien dabei vor. Dadurch könnten somit viel weniger Autos produziert werden. Die Produktion eines einzigen Neuwagens verschlingt übrigens bereits rund 15 Tonnen CO2 – oder auch anders gerechnet die Energiemenge von 5.000 Litern Erdöl! Studien zur Nutzung von Carsharing und CO2 zeigen, dass ein einziger Carsharer bereits pro Jahr 200 Kilo CO2 einspart. Hochgerechnet für die Schweiz, die im internationalen Vergleich pro Kopf den höchsten Anteil an Carsharer stellen, ergäbe das eine Wirkung von 11.000 Tonnen CO2.

Unserer Vision zufolge würde bei Etablierung des privaten Carsharings und bei hoher Marktdurchdringung die Nachfrage nach neuen Fahrzeugen zurückgehen. Dies bedeutet weniger Energieverbrauch und Umweltbelastung in der Fahrzeugproduktion und Abfallentsorgung. Weniger Autos auf den Straßen bedeuten zudem weniger Abnutzung und Verschleiß und damit auch weniger Energieverbrauch und Abfall bei der Reparatur.

Warum ist Carsharing Ihrer Meinung nach nicht nur ein temporäres Phänomen, wie manche meinen?

Reithofer: Die ständig steigenden Lebenskosten und der Wunsch, auch selbst ein wenig zum Umweltschutz beizutragen, beschäftigen viele Menschen. Carsharing ist eine gute Möglichkeit Mobilität und Umweltschutz zu verbinden. Und gerade Menschen, die nicht auf ihr Fahrzeug verzichten können oder wollen, haben so die Möglichkeit die laufenden Fixkosten zu reduzieren.

Carsharing – und privates Carsharing im Besonderen – wird sich bereits mittelfristig zu einer der wichtigsten Mobilitätsformen wandeln. Carsharing ist kein temporäres Phänomen, sondern eher ein Thema, das lange gebraucht hat, um ernst genommen zu werden. Bereits vor über 20 Jahren wurde diese Idee beworben. Mittlerweile liegen die Zuwächse im zweistelligen Prozentbereich – Tendenz steigend. Die wirtschaftliche Situation im Euro-Raum, gestiegene Lebenshaltungskosten, ein Verschwinden des Autos als Statussymbol und damit ein Überdenken der Ausgaben und ihrer Sinnhaftigkeit, alle diese Faktoren tragen wesentlich zur Verbreitung von Carsharing bei.

Welche Vorteile hat privates Carsharing?

Reithofer: Die Vorteile zähle ich einfach einmal auf:

  • Kostenreduzierung: Mieter und Vermieter reduzieren Mobilitätskosten.
  • Profitabilität: Ein Auto nicht zu besitzen ist ebenso profitabel wie das eigene zu vermieten.
  • Preis: Niedrigere Mietpreise als bei gewerblichen Anbietern.
  • Verfügbarkeit: Gut ausgebautes Netz sowohl im urbanen als auch im ländlichen Raum.
  • Umwelt: Carsharing ist grün, privates Carsharing noch grüner. Es werden keine neuen Fahrzeuge angeschafft, sondern vorhandene effizient genutzt.

 

Worin unterscheiden Sie sich von anderen Anbietern privater Carsharing-Plattformen?

Reithofer: Die Neuartigkeit und Einzigartigkeit unseres Modells besteht darin, dass wir neben der Möglichkeit einer vereinzelten Anmietung privater Fahrzeuge (singleDay-Team) dezidiert den Aufbau von Teams (carsharing24/7-Team) fördern, die sich dauerhaft gemeinsam ein Auto teilen. Wir setzen darauf, dass dadurch langfristig der Fahrzeugbestand reduziert und die Fahrzeuge deutlich effizient genutzt werden. In den Teams erfolgen die Planung, Dokumentation und Abrechnung aller Fahrten über die praktischen Tools auf dieser Plattform:

  • ein Preisrechner zur einfachen Berechnung und Planung der anfallenden Fixkosten.
  • ein Reservierungskalender, in dem die Teammitglieder das Auto selbständig reservieren.
  • ein online Fahrtenbuch, in das jeder Fahrer seine Fahrten protokolliert.
  • autoBill ermöglicht eine tagesaktuelle und transparente Darstellung der Kostenteilung und
der offenen Kosten je Teammitglied.

 

Die Crew von carsharing247 ist sich bewusst, dass es noch dauern wird, bis privates Carsharing und der „Nutzen statt Besitzen“-Gedanke jede und jeden Interessierten in Österreich erreicht hat. Deshalb bietet carsharing24/7 auch einen Rundum-Service: Neben einem 24/7-Support werden unsere Vermieter auch mit einer Bordtasche versorgt, die alles beinhaltet, um sein Auto erfolgreich mit anderen zu teilen. Diese bietet Platz zur Aufbewahrung sämtlicher Dokumente und beinhaltet unter anderem das Fahrtenbuch für die singleDay-Fahrer, Überlassungsverträge, Schadensprotokolle und den carsharing24/7–Sticker fürs Auto. Um Carsharing mit carsharing24/7 noch einfacher und flexibler zu gestalten, stellen wir zudem iPhone- und Android-Apps kostenlos zur Verfügung. Diese bieten alle Funktionen der Plattform in komprimierter Form.

Wie lösen Sie die Versicherungsfrage?

Reithofer: Wir sind sehr dankbar dafür, dass wir es mittlerweile geschafft haben, einen österreichischen Versicherer mit ins Boot zu holen, der uns mit viel Fachkompetenz, Verständnis und Engagement unterstützt. Konkret können Vermieter und Mieter aus einer Palette unterschiedlicher Pakete und Zusatzleistungen auswählen und diese online buchen. Diese reichen von einer minimalen Haftpflicht-Versicherung mit hohem Selbstbehalt bis hin zur einer Vollkasko-Versicherung mit geringem Selbstbehalt inklusive Pannendienst und Ersatzwagen. Bezahlt wird mit Kreditkarte, Sofortüberweisung oder Erlagschein. In jedem Fall bleibt damit die Versicherung des Vermieters unangetastet. Im Schadensfall wirkt unsere Versicherung also subsidiär.

Bedarf es einer persönlichen Schlüsselübergabe und muss ich ein Auto tageweise nutzen – Stichwort singleDay?

Reithofer: Grundsätzlich sind hier die beiden Teamvarianten zu unterscheiden. Ja, im singleDay-Team ist eine Schlüsselübergabe zumeist erforderlich, außer Vermieter und Mieter organisieren sich anders. Es müssen schließlich auch das Fahrzeug kontrolliert und nach der Besichtigung das Übergabeprotokoll und der Überlassungsvertrag ausgefüllt werden. In den carsharing24/7-Teams ist das nicht mehr erforderlich. Hier wird der Schlüssel hinterlegt (z.B. Postfach, Nachbarn…), die vorhandenen Schlüssel aufgeteilt oder auch Schlüssel nachgemacht. In wenigen Monaten aber werden auch wir eine kleine Box fürs Auto anbieten können, die die Türöffnung per SMS oder Telefonanruf ermöglicht.Carsharing24/7

Im „singleDay“-Team teilen sich Mieter und Vermieter kurzfristig und anteilsmäßig die Kosten fürs Auto. Ein Auto muss natürlich nicht den ganzen Tag gefahren werden. Wir wollen die Abrechnung der Kosten möglichst einfach halten und verzichten daher auf stunden- oder gar minutengenaue, kilometer- oder sprit-abhängige Abrechnung. Es gibt eine Hochrechnung aller anfallenden Jahreskosten und daraus die abgeleiteten bzw. empfohlenen Kosten (2 Prozent der Jahresfixkosten ohne Sprit) für eine Tagesausfahrt. Es liegt am Vermieter, dann den Preis anzupassen, falls der Wagen nur zwei Stunden gefahren wird oder z.B. abends abgeholt und in der Früh wieder zurückgebracht wird. Einzig die Versicherung wird pro Auto und Kalendertag abgeschlossen.

Ist Ihr System in ganz Österreich – oder sogar darüber hinaus – nutzbar? Planen Sie dies?

Reithofer: Ja, unser System ist in ganz Österreich nutzbar. Es ist insbesondere in unserem Sinn, auch den ländlichen Raum zu erfassen, da gewerbliches Carsharing nur im urbanen Raum und auch dort nur vereinzelt an stark frequentierten Punkten angeboten wird. Darüber hinaus planen wir bereits, das Konzept auch in anderen Ländern auszurollen, sobald wir hier entsprechende Erfahrungswerte sammeln konnten, dass unser Konzept der singleDay- und vor allem der carsharing24/7-Teams funktioniert. Es gibt dazu auch bereits entsprechende Partner und Versicherungslösungen. Mehr möchte ich dazu noch nicht verraten.

Glauben Sie, dass sich Car-Sharing auch außerhalb urbaner Räume durchsetzen kann?

Reithofer: Absolut. Auch für den ländlichen Bereich ist privates Carsharing eine gute Lösung, da man hier vergeblich nach gewerblichen Anbietern sucht. Die Bewohner von kleineren Gemeinden kennen sich meist untereinander und so können auf diese Weise schnell und unkompliziert Autos geteilt werden.

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