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Mobilität und kollaborativer Konsum

Shared Consumption – Geteilte Freude ist doppelte Freude

„Shared Consumption“: Ein neues Schlagwort macht die Runde. Diese als geteilter Ver- und Gebrauch übersetzte Form meint einen bewussten Konsum. Leihen statt besitzen ist die Quintessenz dieser kollaborativen Konsumweise, deren Namenspopularität Shared Consumption auf die Autorin Rachel Botsman und ihr Buch „What’s mine is yours“ zurückgeht. Im Gegensatz zu vielen Modebezeichnungen und schicken, aber inhaltlich leeren Etiketten trifft es einen wahren Kern. Denn kollaborativer Konsum erfolgt nicht nur aus einer Laune heraus, sondern bezeichnet zumindest im Bereich Mobilität einen tiefgreifenden Wandel von Dauer. Bei diesem stehen Car- und Bikesharing im Zentrum und seine Stichworte lauten Nachhaltigkeit, Umweltschutz und Ressourcenschonung.

Doch was genau ist „Shared Consumption“ eigentlich? Botsman spricht von einer „Revolution, was unser Denken über das Eigentum angeht.“ Über den gemeinschaftlichen Konsum sagte sie in einem Interview, dass sie irgendwann begann, auf ihren Alltag zu schauen: „Ich begann zu denken, ‚Okay, ich leihe Filme bei Netfix aus, weil keine DVD-Boxen herumstehen haben möchte. Ich besitze kein Auto, sondern benutze ein Auto“ – natürlich dank Carsharing. In der Tat kam der Begriff in den 1970ern bei der Praxis des Carsharings das erste Mal auf und wurde in den letzten Jahren durch andere Beispiele populär. So stehen für diese relativ neue Art zu konsumieren digitale oder reale Plattformen, wo Eltern die Kleidung tauschen, aus der ihre Kleinen entwachsen sind. Buchtauschgeschäfte gehören ebenso dazu wie das Ausleihen von Werkzeug oder technischem Equipment unter Nachbarn. Das Time-Magazin hat den gemeinschaftlichen Konsum 2011 sogar eine von acht Ideen genannt, die die Welt verändern werden.

Teilen und mieten heißt eben nicht nur, dass man selbst Geld spart, weil man die Bohrmaschine nur für einen Tag statt auf Jahre hat. Es meint auch, weniger zu produzieren und weniger zu verschwenden. Zudem stärkt das Teilen den sozialen Zusammenhalt – was einer Gesellschaft, in der Individualität immer weiter ausbuchstabiert wird, sehr gelegen kommt. So kommt dem gemeinsamen Agieren das Schaffen einer neuartigen Vertrauensbasis zu. Im Grunde imitiert die Shared Consumption auf kluge Art jene engen, den Einzelnen unterstützenden Netze der Gemeinschaft, die gegenseitige Hilfe, aber auch Kontrolle versprachen. Dem geteilten Konsum hingegen fehlt letzteres – er ist nur nützlich und verschafft zudem ein gutes Gefühl, Teil einer – wenn auch losen – Wir-Kultur zu sein. Ganz nach dem Motto, geteilte Freude ist doppelte Freude.

Sicherlich spielt am derzeitigen Erfolg der Shared Consumption auch zum nicht kleinen Anteil ein Trend- und Infaktor mit. Es ist gerade sehr hip, auf diese Weise zu konsumieren. Aber selbst wenn es als Gesamtphänomen eine gesellschaftliche Modeerscheinung ist, so werden sich gewiss Teile davon als Verhaltensformen halten und die modische Halbwertszeit überdauern. Und hierzu werden das Car- wie das Bikesharing mit großer Sicherheit dazugehören. Denn zu viele Gründe sprechen außerhalb des temporären In-Faktors einfach dafür. Das sind gerade beim Auto die enorme Kostenersparnis, die das Carsharing garantiert – bei extremer Flexibilität. Damit wird man auch punkten, wenn eine andere Konsummode aufkommt. Zudem hat das Auto als Statussymbol ohnehin viel an Gewicht verloren, weil man sich heute fürs Ansehen mit Smartphones und Laptops schmückt. Ist das Auto für viele Menschen nur noch nützliches Transportmittel, spricht nichts mehr dafür, ein solches dauerhaft vor der eigenen Haustür zu parken.

Auch das Thema Fahrrad ist allgemein als positiv ins gesellschaftliche Bewusstsein gerückt. Es ist ein umweltschonendes Transportmittel, Sportgerät und wird für Touristen zur Erkundung von Städten und Landschaften sowie zum Spazieren Fahren immer attraktiver. In diesem anhaltenden Langzeittrend kommt dem Bikesharing als kollaborativer Konsumweise eine nicht zu unterschätzende Funktion zu. Zumindest einige Sparten des geteilten Konsums werden folglich die Zukunft der Mobilität mitbestimmen.

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Ein Kommentar »

  1. 10. August 2012 10:52 Uwe

    Bin mir nicht soooo sicher, ob man jetzt immer alles teilen muß. Auto okay, Fahrrad auch super aber ansonsten?? Da fällt mir nur ein: Geteiltes leid ist halbes Leid und geteilte Freude ist doppelte Freude 🙂

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