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Dynamic Ridesharing

Flinc bietet ein Netzwerk für spontane Mobilität

Kann man Mitfahrer über das Navigationssystem finden? Das Web-Seiten-Projekt Flinc.org verspricht genau das. Als eine Art Kombination aus Car-Sharing-Angebot und Web-2.0-Anwendung integriert Flinc.org das System einer Mitfahrzentrale in ein soziales Netzwerk. Das nennt sich dann „Dynamic Ridesharing“, also dynamisches Fahrten-Teilen. Damit werden insbesondere auch Nutzer von Kurzstrecken angesprochen.

Vor einem Jahr, im Juli 2011, ist das Projekt nach einer Testphase deutschlandweit an den Start gegangen. Weil vor der Nutzung des Service eine Registrierung über die Website nötig ist, kann die Vermittlung adressgenau geschehen – Extra-Absprachen zwischen den Nutzern können entfallen. Bei der Teilnahme in diesem Mobilitätsnetzwerk werden die eigenen Fahrten als Fahrer den anderen Nutzern quasi automatisch angeboten, wodurch spontane Mitfahrgelegenheiten möglich werden. Unverbindlich können Fahrten angeboten und gesucht werden; ob man jemanden mitnimmt oder zusteigen will, kann man entscheiden, nachdem ein Angebot eingegangen ist. Hierzu legt man seine – täglichen oder einmaligen – Fahrten im Flinc-System an und dieses informiert dann Fahrer oder potentielle Mitfahrer per E-Mail, SMS oder WAP-Push-Nachricht. In bar wird die Fahrt sofort zum Preis von 10 Cent pro Minute abgerechnet und Flinc.org darüber informiert, das nicht an diesen Fahrten verdient. Denn für den privaten Endnutzer ist die Fahrtenvermittlung kostenlos, Grundgebühren, Registrierungs- oder Vermittlungsbeiträge fallen nicht an. Als Verdienstmodell sind zukünftig optionale, kostenpflichtige Surplusfunktionen geplant und Flinc.org setzt auf kommerzielle Mobilitätslösungen für Unternehmen.

Im Bereich Car-Sharing – Flinc.org ist in diesem Bereich der erste Anbieter von Vermittlungen – vergünstigt dieses social-web-gestützte Verfahren die Mieten für das Fahrzeug teilweise enorm. Mit DriveNow ist seit kurzem auch das erste Car-Sharing-Unternehmen direkt in Flinc.org integriert. So werden bei Fahrtgesuchen auch die Mietautos in der Umgebung mit angezeigt und in den Fahrzeugen ist das System mit an Bord, damit der Auto-Mieter potentielle Mitfahrer finden kann.

Das System bietet einige Vorteile. Der größte ist natürlich die Spontanität und Flexibilität, welche es ermöglicht. Im Idealfall genügt ein Smartphone und man kann sich als Mitfahrer unabhängig vom Öffentlichen Personennahverkehr durch den Alltag bewegen oder als Autobesitzer den PKW optimaler ausnutzen. Dabei ist Flinc.org für spontan Reisende ebenso gemacht wie für regelmäßige Mobilitätsnutzer, etwa Pendler. In Freundeskreisen, unter Kollegen oder im Verein kann man darüber hinaus einen so genannten „Mobilitätskreis“ bilden, den Flinc.org besonders untereinander vernetzt. Und auch für ein Unternehmen, das zum Beispiel die Bildung von Fahrgemeinschaften unter seinen Mitarbeitern oder Außendienstlern unterstützt, kann Flinc.org ein interessantes System sein.

Ein grundsätzlicher Nachteil – wenn man das als solchen ansieht – stellt die hier notwendige Teilnahme in einem sozialen Netzwerk dar. Will man das Angebot wahrnehmen, muss man wenigstens ein paar Basisdaten an die Öffentlichkeit preisgeben. Zwar sind auch geschlossene Gruppen möglich, aber so profitiert man nicht vom großen Vorteil von Flinc.org: der Flexibilität. Die bekommt nur, wer sich zeigt – und das mag nicht jedem gefallen. Dies betrifft auch das Bewertungssystem, mit dem sich Fahrer und Mitfahrer Punkte geben können – nicht jeder schenkt einem solchen, letztlich anonymen System das nötige Vertrauen. Darüber hinaus muss man über ein Mindestmaß an technischer Ausrüstung verfügen, um partizipieren zu können. Und offenkundig ist auch, dass Flinc.org vorzugsweise in urbanen Räumen funktioniert, auf dem Land viel schwerfälliger ist.

In speziellen Fällen kann auch die Fahrpreisberechnung für die eine oder die andere Nutzerseite negativ ausfallen. Denn Flinc.org kalkuliert auf der Basis von Kartendaten die Fahrtzeit. Dass Staus etc. nicht mit einbezogen werden, ist nachvollziehbar, aber eine Fahrt über serpentinenreiche Landstraßen ist nun einmal mit einer ganz anderen Geschwindigkeit zu meistern als eine Tour durch breite Alleen. Solche Differenzen mögen sich im globalen Durchschnitt nullen, das nützt allerdings dem, der regionalen Spezifika ausgesetzt ist, wenig. So bleibt auch bei diesem innovativen, in vielen Punkten überzeugenden Konzept die goldene Regel bestehen: Erst prüfen, ob sich das Angebot für die eigene Lebensform eignet.

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