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Carsharing: die Nutzeranalyse

Wer Carsharing nutzt, kann sich kein eigenes Auto leisten, lautet die landläufige Meinung. Eine Sichtweise, die jedoch wenig mit der Realität zu tun hat. Das zeigt zumindest eine Studie des Münchner Verkehrsverbunds unter Kunden, die Carsharing in Kombination mit einem Monatsticket nutzen.

Nach der Studie sind 70% der Befragten berufstätig und gehen einer ganztägigen Arbeit nach. Rund zwei Drittel davon sind Angestellte mit einem überdurchschnittlichen Einkommen. Rund ein Drittel verfügt über ein monatliches Nettoeinkommen von 3000 € und darüber. Sie nutzen den öffentlichen Personennahverkehr vor allem für den Weg von und zur Arbeit und schätzen vor allem, dass Sie mit Bus und Bahn schneller zu Ihrem Arbeitsplatz kommen als über die im Berufsverkehr hoffnungslos überlasteten Straßen.

21% der Befragten zählen zu den Freiberuflern und Selbstständigen. Gemessen an der Gesamtzahl der Berufstätigen ist diese Gruppe damit überdurchschnittlich häufig vertreten. Das ist schon deshalb bemerkenswert, weil es ja gerade diese Personengruppe ist, die Ihr Fahrzeug nicht privat finanzieren muss, sondern als Geschäftswagen nutzen und damit von der Steuer absetzen können. Das heißt, die reinen Anschaffungs- und Betriebskosten eines eigenen Autos dürften hier nicht der alleinige Entscheidungsgrund sein.

Dass man auf ein eigenes Auto nicht primär deshalb verzichtet, weil das Einkommen nicht ausreicht, wird auch durch die Tatsache unterstrichen, dass mit 68% aller Befragten ein auffallend hoher Anteil der Carsharing- und ÖPNV-Nutzer im Großraum München über ein abgeschlossenes Studium verfügt. 28% sind Singles, 34% leben in einem Zweipersonen-Haushalt. Somit handelt es sich nur bei rund einem Drittel um Familien.

Nicht überraschend ist, dass 90% der Befragten kein eigenes Auto besitzt. Bemerkenswert ist jedoch, dass der Anteil derjenigen, die sich überhaupt kein Auto angeschafft haben, höher ist als die Zahl derjenigen, die ein vorhandenes Auto abgeschafft haben, um ihre Mobilität nur noch mithilfe von Carsharing und dem ÖPNV aufrecht zu erhalten.

Man kann wohl davon ausgehen, dass die MVV-Studie typisch für deutsche Ballungsgebiete ist und sich daher ihre Ergebnisse auf alle Regionen übertragen lassen, in denen es neben einem gut ausgebauten ÖPNV auch ein engmaschiges Netz an Carsharing-Stützpunkten gibt.

Um es auf den Punkt zu bringen: Die Zahl der Menschen, die auf eine intelligente Mobilität im Verbund zwischen ÖPNV und Carsharing setzen, ist tendenziell jünger, höher gebildet, allein oder in einer Zweierbeziehung lebend und besitzt aus grundsätzlichen Erwägungen heraus kein eigenes Auto.

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Ein Kommentar »

  1. 6. Juli 2012 11:39 Charlie

    Ich glaube, es gibt eher einen Zusammenhang zwischen Bildungsstand und Nachhaltigkeitsbewußtsein einerseits und andererseits der Nutzungsbereitschaft für Carsharing. Allerdings wollen auch Leute, die bisher zu geizig für ein eigenes Auto waren, von den Carsharing Vorteilen profitieren…

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