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Beim Auto teilen gut versichert?

Privates Carsharing: was sagt die Versicherung dazu?

Privates Carsharing ist mehr und mehr in Mode. Im Gegensatz zum gewerblichen Modell werden hier Fahrzeuge von privat an privat ausgeliehen. Die Vorteile liegen auf der Hand, denn als Autobesitzer lässt sich gut und gerne  der ein- oder andere Euro hinzuverdienen. Auf der anderen Seite lauern jedoch einige rechtliche Tücken.

Sie heißen Autonetzer, Tamyca, Rent-n-Roll oder auch Nachbarschaftsauto. All diesen Anbietern ist gemeinsam, dass sie Carsharing ohne eine eigenen Flotte bieten. Wenn man so möchte, handelt es sich bei den genannten Carsharing -Unternehmen lediglich um Vermittlungen, die den Verleih privater Autos organisieren. Hintergrund der Geschäftsidee ist die Erkenntnis, dass ein stehendes Auto Geld kostet. Warum also nicht mit anderen Menschen teilen und dadurch einen Teil der Kosten zurückholen? Unter ökologischen Gesichtspunkten ist der Gedanke sinnvoll, wirft jedoch einige Fragen nach dem „Kleingedruckten“ auf.

Greift die eigene KfZ-Versicherung?

Jeder private PKW ist mit einer KfZ-Haftpflichtversicherung gegen Unfallschäden gesichert. Diese greift aufgrund ihres verpflichtenden Charakters bei jedem Unfall. Je nach Tarif kann
die Versicherung jedoch darauf bestehen, dass der Halter auch am Steuer des Autos sitzt. Mit anderen Worten kann es passieren, dass es nach einem Unfall mit verliehenem Fahrzeug zu Regressforderungen gegenüber einem Versicherungsnehmer kommt. Selbiges gilt auch – oder erst recht – für eine Kasko-Versicherung. Hier sind manche Verträge so gestrickt, dass im Fall eines Verleihs keinerlei Haftung übernommen wird.

Kurz gesagt: die eigenen Versicherung ist in aller Regel nicht zur Absicherung im Bereich des privaten Carsharings geeignet.

Versicherungspakete der Anbieter: rundum sorglos?

Selbstverständlich ist diese besondere Versicherungssituation auch den Carsharing -Anbietern bewusst. Aus diesem Grund werden verschiedene, verpflichtende Versicherungspakete angeboten, die anstelle der ursprünglichen Haftpflicht- bzw. Kasko-Versicherung greifen.

Beispiel tamyca

tamyca arbeitet in diesem Bereich mit der Württembergischen zusammen. Die verliehenen Autos erhalten stets einen Vollkaskoschutz. Hinzu kommen im Rahmen des Schutzbrief Classic der Württembergischen die Kosten für Pannenhilfe, einen Abschleppdienst und die Übernahme von Rückfahrt- oder Übernachtungskosten. Such-, Rettungs-, oder Bergungskosten, Pick-up Service und medizinisch notwendige Rücktransporte sind ebenfalls Teil des Pakets. Verliehen werden darf an jedermann bzw. jederfrau. Bedingung ist lediglich, dass die Mieter zwischen 23 und 69 Jahre alt sind und mindestens seit drei Jahren ihren Führerschein haben. Zudem muss ein ständiger Wohnsitz in Deutschland existieren. Übrigens: tamyca bietet auch den so genannten Unterschlagungsschutz. Diese Versicherung schützt gegen Diebstahl, ist aber optional.

Die Kosten für die Versicherung bei tamyca staffeln sich nach der Länge der Anmietung. Bis zu vier Stunden werden 5,90 Euro fällig. Danach gelten 9,90 Euro für angefangene 24 Stunden. Wahlweise existiert auch ein  Langzeittarif von täglich 6,90 Euro ab einer Mietdauer von 14 Tagen. Der Unterschlagungsschutz für den Vermieter kostet 2,10 Euro pro angefangene 24 Stunden. Hinzu kommen jedoch auch Eigenbeteiligungen in Höhe von 500 Euro (Vollkasko) bzw. 1.000 Euro (Unterschlagung und Teilkasko).

Autonetzer, Rent-n-Roll und Nachbarschaftsauto

Die Anbieter Autonetzer, Rent-n-Roll und NAchbarschaftsauto weichen in den Konditionen kaum von tamyca ab. Hier wurde jeweils die R+V Versicherung ins Boot geholt, die ebenfalls 5,90 Euro für vier Stunden verlangt. Die angefangenen 24 Stunden schlagen mit 8,90 Euro zu Buche. Ebenfalls ähnlich ist hier die Abwicklung gestaltet: die Eigenbeteiligung liegt bei 500 Euro und nur Youngtimer im Alter zwischen 15 und 20 Jahren kosten im Kasko-Fall einen Tausender. Die Pannenhilfe ist im Tarif integriert, greift jedoch nur bei einer Anmietung von mindestens vier Stunden.

Wer als Mieter bei einem der drei Anbieter auftritt, darf jedoch nur selber am Steuer sitzen. Dieser Passus findet sich in den Versicherungsbedingungen. Dort heißt es dann auch: „Wird vorsätzlich eine geregelte Pflicht verletzt,  besteht kein Versicherungsschutz.“ Hier ist also Vorsicht geboten und auf seriöse Mieter zu achten.

Fazit und Ausblick

Jeder Anbieter im privaten Carsharing arbeitet mit einer so genannten „On-Top- Versicherung“. Da drei Mal derselbe Anbieter gewählt wurde, sind die Unterschiede nur minimal. Die Problematik einer Einstufung als gewerblicher Anbieter entfällt dadurch, dass es beim privaten Carsharing nicht um die Erzielung von Gewinnen geht. Hier sorgen die Versicherungen auch durch eine Limitierung der jährlichen Verleihtage dafür, dass die Risiken nicht zu hoch werden. Darüber hinaus dürfen nicht mehr als zwei Fahrzeuge angeboten werden, wodurch ebenfalls die Gewerblichkeit (nahezu) ausgeschlossen wird. Insofern können Mieter und Vermieter sorglos am privaten Carsharing teilnehmen.

Wenn sogar eine Unterschlagungsversicherung abgeschlossen wird, kann so gut wie nichts passieren. Wohl einzige Ausnahme ist ein grobes Fehlverhalten des Mieters und dessen gleichzeitige Zahlungsunfähigkeit.  Haftpflichtschäden sind nach unserer Einschätzung  trotz allem so gut wie immer abgedeckt – Kasko-Versicherungen könnten hier aber streiken.

Aus diesem Grund empfiehlt es sich, nicht mit einem besonders hochwertigen bzw. teuren Fahrzeug am privaten Carsharing teilzunehmen.

Abzuraten ist indes von einem Anbieter wie wende.org. Hier wird auf Vertrauensbasis verliehen und keine zusätzliche Versicherung angeboten.

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Ein Kommentar »

  1. 8. Februar 2013 12:26 Tobias Claren

    Laut Allsecur ist auch ein Diebstahl nach dem ausleihen über eine Vollkasko versichert.
    Dafür verließ die exctra das Telefon um nachzufragen.
    Wichtig ist nur, dass man bei der Polizei Anzeige erstattet hat.
    Wie das bei den anderen ist, weiß ich nicht, da habe ich nicht angerufen.

    Sind also alle Versicherungen für privates Carsharing gegen Entgelt wie bei Tamyca usw. ungeeignet?
    Schließlich kann man bei vielen Versicherungen für einen höheren Tarif (je nach Alter ab dem man fahren lässt ~€200-€60) jeden fahren lassen.

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